Hypnosetherapie bei Schmerzen
Ohne Schmerzen wäre die Menschheit schon längst ausgestorben.Denn Schmerzen sind ein klares Signal, das es ein Problem im Körper gibt, das behoben werden muss. Schmerzen sind also eine wertvolle evolutionäre Errungenschaft, die uns vor schweren Verletzungen oder Krankheiten schützt.
Laut der "Deutschen Schmerzliga e.V.", bleiben bis zu einem Viertel der Bevölkerung unter chronischen, länger andauernden oder wiederkehrenden Schmerzen. Ungefähr 5 Millionen Menschen sind von Schmerzen sehr stark eingeschränkt, so dass sie wegen Schmerzen weder arbeiten noch ein normales Privatleben führen können.
Die Hypnose und Hypnotherapie war und ist immer noch einer der großen indikationsschwerpunkte bei Schmerzen und in der Schmerztherapie.
Hypnose zählt zu den ältesten Techniken der Schmerzkontrolle. Bis zur Entdeckung von Narkosemitteln in den 1840er Jahren, stellte die Hypnose einer der wenigen Schmerzmittel und Narkosemöglichkeiten dar. Durch den geringeren Aufwand bei der Gabe von Schmerzmitteln und Narkotika im Vergleich zur hypnotischen Anwendung, trat die hypnotische Schmerztherapie und Schmerzfreiheit immer mehr in die Vergessenheit. Erst im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts kam wieder der Aufschwung und die Renaissance der Hypnose.
Entstehung von Schmerzempfindungen
Schmerz ist immer bewusst, und wird abhängig von soziokulturellen Kontext und emotionaler Verfassung, von Mensch zu Mensch unterschiedlich erlebt und verarbeitet.
In vielen Geweben des Organismus liegen Aufnahmeorgane für Schmerzreize. Diese reagieren auf schädliche Einwirkungen verschiedenste Art, etwa auf Entzündungen, Verletzungen, Vergiftungen oder auch physikalische Reize wie Stoß, Schlag oder Schnitt.
Die dadurch ausgelöste Schmerzempfindung wird über Nervenfasern zum Rückenmark geleitet, wo diese bearbeitet und in der Regel an das Gehirn weitergeleitet wird. Dort werden die Schmerzempfidungen verarbeitet. In der Schmerzforschung nimmt man an, dass das Schmerzerleben auf dem Zusammenwirken unterschiedliche Hirnsysteme beruht und Lernvorgänge hier eine sehr große Rolle spielen. Ein besonderer Fall sind die sogenannten Phantomschmerzen. Sie werden an einem Körperteil wahrgenommen, dass gar nicht mehr vorhanden ist, z.B. bei Amputationen. Diese Schmerzen sind einfach nicht eingebildet, sondern sind zurückzuführen auf komplizierte Verschaltungsprozesse im Gehirn.
Chronische Schmerzen
Die Schmerzforschung unterscheidet zwischen akuten und chronischen Schmerzen.
Akute Schmerzen werden in der Regel durch die Gabe von Schmerzmittel bekämpft und Entspannungstechniken können hier unterstützend wirken.
Von chronischen Schmerzen spricht man, wenn ein Schmerzzustand länger als 3 Monate dauert. Der Schmerz hat seine sinnvolle Funktion verloren. Er war nicht mehr, er schützt nicht mehr, sondern wird selbst zum Problem. Die Patienten leiden nicht mehr nur an der ursprünglichen Erkrankung, sondern sind darüber hinaus auch schmerzkrank geworden. Es können mannigfaltige Symptome bei der Schmerzkrankheit auftreten, z.B. Schlaflosigkeit, innere Unruhe, aggressive Verstimmungen, eingeschränkte Konzentration, depressive Verstimmungen etc..
Nur mit größter Anstrengung können Schmerzpatienten an etwas anderes denken, als an ihren Schmerz.
Psychischer und körperlicher Schmerz sind nicht voneinander zu trennen
Die körperlichen, seelischen und sozialen Begleitumstände hängen davon ab, ob aus dem akuten Schmerz ein chronisches Leiden wird.
Die moderne Schmerzforschung veranschaulicht dies mit dem bio-psycho-sozialen Schmerzmodells. Schmerzerkrankungen sind also so vielschichtig, dass man sie nicht eindimensional betrachten kann. Das bedeutet, dass die Behandlung neben dem körperlichen Schmerzen auch psychische Aspekte und das soziale Umfeld des Patienten berücksichtigt sollte.
Oftmals liegt der Schlüssel der Behandlung von chronischen Schmerzzuständen in der Vergangenheit und in der Auflösung unterdrückter Emotionen.
Nicht immer sind chronische Schmerzen auf Erlebnisse aus der Vergangenheit zurückzuführen. Sehr häufig sind auch unterdrückte Emotionen in der Gegenwart dafür verantwortlich.
Vor allem chronische Schmerzpatienten müssen lernen, ihre eigenen Gefühle anzuerkennen, zu akzeptieren und auszudrücken.
Eine Linderung kann schon oftmals eintreten, sobald der/die Klient/in begreift, welche psychischen Mechanismen das Leiden auslösen.
Ebenfalls können auch körperliche Traumata aus der Vergangenheit die Auslöser sein. Chronische Schmerzen können auch durch körperliche Traumata (z.B. körperliche Gewalt, sexueller Missbrauch oder Unfälle) verursacht werden.
Eine Besonderheit stellt das sogenannte Fibromyalgie-Syndrom dar.
Dieser Schmerz geht über bestimmte Lokalisationsorte hinaus, so dass der gesamte Körper permanent schmerzt.
Die Erfahrung in der Praxis hat gezeigt, dass die meisten Betroffenen gelernt haben, ihre Emotionen als Kinder zu unterdrücken. Häufiger kommt es vor dass die Ursache durch traumatische Grenzüberschreitungen hervorgerufen wurde. Die Betroffenen verbieten es sich daher später, Gefühle zuzulassen und ignorieren auch ihre emotionalen Grenzen. Da es ihnen dadurch als Kind nicht möglich war, mit Flucht oder Gegenwehr auf solche Grenzüberschreitungen zu reagieren, haben sie gelernt, ihre emotionalen Grenzen zu missachten.
Das sogenannte mesolimbische System (Umgebung des Mittelgehirns), gilt als Zentrum des Belohnungssystems. Es ist mitverantwortlich, dass man Gefühle wie Freude empfinden und auch Handlungsmotivationen entwickeln kann. Zudem ist es auch mit verantwortlich dafür, dass Schmerzen nachgelassen werden. Ist dieses System durch negative oder traumatische Erfahrungen außer Kraft gesetzt, kann die Fibromyalgie die Folge sein.
In meiner täglichen Praxis kommt es sehr häufig vor, dass die Patienten den Zusammenhang zwischen aktuellen Problemen und den Problemen in der Vergangenheit in Bezug auf ihren Schmerzproblemen, oder unterdrückte Emotionen, keinerlei oder kaum Bedeutung zumessen. Wenn die Ursache ergründet werden konnte, kann eine Schmerzlinderung oder eine Schmerzfreiheit erfolgen. Fakt ist jedoch, dass jeder Schmerz eine Ursache hat.
Hypnosetherapie zur Schmerzbehandlung
Zuallererst sollten die Betroffenen aufgeklärt werden, dass es wissenschaftlich belegte, psychische Ursachen gibt. Dieses ergibt sich in aller Regel schon in der Anamnese und die Betroffenen können oft schon die ersten Rückschlüsse ziehen.
Die zentrale Frage in unserer Praxis ist bei der Behandlung nicht, "Wie können wir erreichen, dass der Schmerz verschwindet?", sondern "Was will dein Körper dir mitteilen und was benötige ich im Leben?". Die Betroffenen müssen ihr Verhalten, ihren Umgang mit Emotionen und teilweise auch die sozialen Bindungen hinterfragen.
Es bestehen viele Vorurteile und unrealistische Erwartungen über die Hypnosetherapie und ihre Erfolge und Möglichkeiten in der Schmerzbehandlung.
Die Erwartung nach einer völligen Schmerzfreiheit, möglichst schon ab der ersten Sitzung, stellt bei manchen Patienten oftmals das größte Problem dar. Die Erwartung nach einer völligen Schmerzfreiheit ist häufig gepaart mit dem laienhaften Bild der Hypnose, dass der Hypnotherapeut den Patienten in die Bewusstlosigkeit führt und dort die Faktoren die zum Schmerz geführt haben "ausschaltet". Die Erwartung ist dementsprechend oft, dass nach einer Sitzung eine sofortige Schmerzfreiheit eintreten soll. In den meisten Fällen ist aber ein solches Erlebnis unrealistisch. Der Schmerz ist ein Symptom und hat seinen Grund, weshalb er da ist.
Im Grundsatz lassen sich zwei klinische Anwendungsformen in der Hypnose unterscheiden:
die symptombezogene Anwendung, die am Schmerzerleben ansetzt und auf Schmerzbewältigung abzielt und die problembezogene Anwendung, die am schmerzaufrechterhaltenden Problemen ansetzt und Problembewältigung und dauerhafte Schmerzfreiheit zum Ziel hat.
Die symptombezogene Anwendung, wird vor allem bei akuten Schmerzen oder anderer umschriebener Schmerzustände mit klarer organischer Entstehung angewendet. Bei dieser Anwendung wird rein symptombezogen therapiert, das heißt die Schmerzen und vor allem auch die Angst werden reduziert.
Das problemorientierte Vorgehen ist angezeigt bei chronischen Schmerzen.
In diesem Ansatz wird Hypnose genutzt, um Lösung für die bestehende Probleme zu erarbeiten. Hier werden die Problemeinhalte bearbeitet, die für die Symptombildung relevant sind. Hierbei werden in der Hypnose Ursachen und Auslöser identifiziert um dann Lösungen für die bestehenden Probleme zu erarbeiten.
In unserer Praxis ist der Fokus auf das problemorientierte Vorgehen um dauerhaft eine Schmerzlinderung oder Schmerzbefreiung zu erzielen. Jedoch kann man nicht immer mit einer problemorientierten Behandlung beginnen, denn es kann sein, dass den Betroffenen unter Umständen die Problemeinsicht fehlt. Sollte dies der Fall sein, wird durchaus symptomorientiert begonnen um eine gewisse Schmerzkontrolle zu erreichen, um dann gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt in die problemorientierte Arbeitsweise überzuleiten.
Die Schmerzkontrolle und die Schmerzbehandlung stellt eines der wichtigsten Anwendungsgebiete der Hypnose dar.
Durch den veränderten Bewusstseinszustand können körperliche und psychosomatische, gefühlsmäßige Probleme, Denkmuster und emotional belastende Ereignisse und Empfindungen dargestellt werden und dadurch körperliche Muster unterbrochen, sowie körperliche Reaktionen und Veränderungen für Heilungsprozesse gefördert werden.
Mögliche Indikationen der Hypnose zur Schmerzbehandlung:
-mindestens 6 Monate andauernder schwerer und quälender Schmerz, sogenannte somatoforme Schmerzstörung
-Fibromyalgie
-Endometriose
- Migräne, anhaltende Kopfschmerzen
- Schmerzen des Bewegungsapparates, rheumatische Erkrankungen, Arthrose, Arthritis
- Schmerzbehandlung bei Krebserkrankungen
- Sexuelle Störungen mit Schmerzthematik z.B. Vaginismus
-Bauchschmerzen, Reizdarm, Reizmagen, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn
-Phantomschmerzen nach Amputationen
- Sensibilitätsstörungen, Empfindungsstörungen
- hypochrondische Störungen
Die Dauer und das Ergebnis einer Behandlung mit Hypnosetherapie sind abhängig vom individuellen Anliegen und dem Hintergrund des Betroffenen und können von unserer Seite aus nicht garantiert werden.